Von Kerstin Besemer
„Come let as sing!“ Diesem Aufruf folgten am Sonntagabend weit mehr Zuhörer als erwartet, zum ersten abendfüllenden Konzert der Gospel Voices in die Hausener Georgskirche. Ein solcher Andrang in ihrem rund 200 Plätze umfassenden Gotteshaus
überraschte selbst langjährige Kirchgänger. Eilends
wurde noch der angrenzende Gemeinderaum für das Publikum geöffnet; der Flur zum
Ausgang und selbst die Treppe zur Empore füllten sich rasch. Schon lange vor
Konzertbeginn wurden sogar die Stehplätze knapp. Getragen von diesem großem
Interesse, lieferten die Hausener Gospel Voices unter der Leitung von Julius
Gyurcsek eine reife Leistung, sowohl als Gesamtchor, als auch solistisch. Mit
jedem weiteren Stück wuchs der über 30 Sänger starke Klangkörper über sich
hinaus. Der Funke der Begeisterung sprang augenblicklich über; das Publikum
klatschte, sang und schwang mit im Rhythmus der bekannten, eingängigen Melodien.
Das Geheimnis der ansteckenden Leidenschaft, die Gospels
und Spirituals vermitteln, liegt vor allem in der Bekanntheit vieler Werke und
der Möglichkeit, losgelöst von jeglicher Partitur einstimmen zu können. Anders
als klassische Chorliteratur waren diese Stücke in ihrer Entstehungsphase
Alltagsbegleiter bei eintöniger, schwerer Arbeit und wurden von den Sklaven im
Amerika des 19. Jahrhunderts geprägt. Vor allem die Gospels entwickelten ein
erfrischendes Eigenleben durch ihren positiven Grundtenor und die reichen
Harmonien. Spirituals, ursprünglich reine Vokalstücke, leben von der Botschaft
des Alten Testaments und dem einprägsamen Ruf-Antwortschema.
Erstaunlich viele gute Solisten haben die Gospel Voices
im Laufe ihres knapp dreijährigen Bestehens hervorgebracht. Insbesondere Rita
Schmoll überzeugte erneut mit ihrer reifen, ausdrucksstarken Stimme. Vom tiefen
Alt bis in die Höhen gab sie diversen Stücken eine ganz besondere Note. Auch im
Duett mit Chorleiter Gyurcsek zeigte sie alle Facetten ihres Talents.
Frenetischen Beifall erhielt auch Bianca Hamann für ihr Solo in „Oh happy day“.
Jasmin Groß („Born again“), Dieter Klippel und Henry Steeb („Hallelujah“)
sorgten für weitere Varianz im Sologesang der Gospel Voices. Die
variantenreiche, lebendige Klavierbegleitung von Julius Gyurscek trug den Chor
und gab ihm zusätzlich Substanz. Jedoch auch a cappella, etwa mit „May the Lord
send Angels“, zeigten die Gospel Voices keinerlei Unsicherheit. Standing
Ovations – sogar zwischen den einzelnen Stücken – und zwei Zugaben waren der
Lohn für eine mehr als einstündige, leidenschaftliche Darbietung lebendigen
Gospelgesangs.
Bildtext: Der Funke der
Begeisterung sprang augenblicklich über beim Debut-Konzert der Gospel Voices in
der voll besetzten Hausener Georgskirche.
Foto:
Kerstin Besemer